Als Kaderbeauftragter des LPVB möchte ich einen Einblick in die Arbeit geben und über das Prozedere informieren, wie ein Kader, der letztlich unseren Landesverband auf einer Veranstaltung, wie den Länderpokal des DPV, vertritt, zusammengestellt wird. Auf den ersten Blick könnte man meinen, der Kaderbeauftragte des LPVB puzzelt sich nach Gutdünken ein paar Aktive zusammen und schickt sie auf die Reise. In der Tat trägt der Kaderbeauftragte des LPVB qua Amt Verantwortungen in diesem Zusammenhang und führt organisatorische Planungsarbeiten durch, wenn auch nicht alleine und ausschließlich.
Nehmen wir den diesjährigen Länderpokal als Beispiel, um die Dinge etwas zu verdeutlichen. Im Vorfeld des Länderpokals 2024 habe ich auf einer gemeinsamen Sitzung des Sportausschusses und des Vorstandes des LPVB mein beabsichtigtes Vorgehen für 2024 erläutert. Dieses wurde dort gebilligt. Im Kern wurde dort festgelegt, dass sich das Mitglied des Sportausschusses und kommissarischer Sportreferent, Tom Krupke, die Jugendreferentin, Michelle Grauer und ich, um die gesamten Dinge im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung kümmern sollen.
Was sind die „angewandten Auswahlverfahren“? Und warum sind diese nicht öffentlich und transparenter?
Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass sich alle drei Personen in den Nominierungsfragen abstimmen, wobei es verschiedene Schwerpunkte und Zuständigkeiten gibt. Der Länderpokal wird mit fünf Teams (Jugend, Espoirs, Damen, „Senioren1“ und „Senioren2“) beschickt, denen vier verschiedene Team-Typen zugrunde liegen. Die Teams Jugend und Espoirs fallen schwerpunktmäßig in den Kompetenzbereich der Jugendreferentin. Hier gibt es besonders schwierige Grundvoraussetzungen im LPVB, die mit der strukturellen Schwäche unserer Mitgliederstruktur in den jüngeren Jahrgängen zusammenhängen und sowohl in der Vergangenheit als auch diesjährig eine sportlich sinnvolle Teilnahme generell infrage gestellt haben. Hätten wir nicht mit Sondergenehmigung des DPV und der personellen Unterstützung von drei anderen Landesverbänden (NiSa, BaWü und Ost) rechnen dürfen, wäre Berlin als einziger Landesverband „zu Hause geblieben“. Die erforderlichen Abstimmungsarbeiten haben im Vorfeld allen Beteiligten viel Zeit und Mühe gekostet.
Der Kaderbeauftragte kümmert sich schwerpunktmäßig um den Erwachsenenbereich, also "Herren" 1 und 2 und das Frauen-Team. Das primäre, aber bei weitem nicht alleinige, Auswahlkriterium ist die Leistung(sfähigkeit). Es ist eine Bestenauswahl, so wie in allen anderen Landesverbänden und Sportarten auch, wenn es darum geht, in einem Vergleichswettkampf gegen andere Verbände zu bestehen und bestmöglich abzuschließen. Neben dem primären Auswahlkriterium kommen weitere Gesichtspunkte bei der Kaderzusammenstellung hinzu, von denen mit Bereitschaft, Teamfähigkeit, Erfahrung, Verfügbarkeit zum vorgegebenen Termin nur vier genannt sein sollen. Eine vollständige Liste der Kriterien würde den Rahmen der Zusammenstellung sprengen.
Wer zu den leistungsfähigsten Spielerinnen und Spielern des Landesverbandes gehört, kann über diverse öffentlich zugängige Kanäle in Erfahrung gebracht werden. Wer spielt in einer der Bundesligamannschaften des Verbandes oder in den leistungsstärksten Mannschaften der 1. Landesliga? Wer hat vordere Plätze bei den Berliner Meisterschaften belegt? Wer hat für den LPVB erfolgreich an Deutschen Meisterschaften teilgenommen? Wie ist ein Aktiver in der Rangliste positioniert? Wer hat sich durch eine herausragende Einzelleistung in Berlin „ins Rampenlicht“ gespielt? Usw.
Aus diesem Kreis rekrutiert sich unter der Anwendung einer Vielzahl von Kriterien und Abstimmungsprozessen am Ende ein Team (Kader) für den Länderpokal des jeweiligen Jahres. Wobei uns in der Vergangenheit und auch 2024 kurzfristige Erkrankungen von Spieler*innen „dazwischen funken“ und alles wieder durcheinanderwirbeln. Für die Kaderfindung werden ebenso viele Gespräche unter den drei Verantwortlichen geführt, wie mit einzelnen Aktiven unseres Sports. Hier geht es neben dem primären Kriterium in erster Linie um die Frage, ob angedachte Team-Zusammenstellungen funktionieren können. Es gilt die altbekannte Formel: drei gute Spieler*innen sind noch lange kein gut funktionierendes Triplette.
Der Inhalt dieser Gespräche kann im Einzelnen schon aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes nicht öffentlich verhandelt und dokumentiert werden. Falls nun die Frage aufkommen sollte, was hier gemeint sein könnte, sei exemplarisch auf die Einsätze der NADA (Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland) auf Spitzenveranstaltungen des dpv verwiesen. Letzter Kontrollauftritt der NADA war die diesjährige Aufstiegsrunde zur Bundesliga in Gersweiler.
Was vielleicht auch nicht im allgemeinen Bewusstsein ist: Die finanziellen Möglichkeiten eines sehr kleinen Landesverbandes sind beschränkt. Während die Kosten für die Jugend und die Espoirs vollständig vom Verband getragen werden, müssen die erwachsenen Kaderspieler*innen einen Eigenbetrag leisten, Fahrt- und Übernachtungskosten übernimmt dann der LPVB. Auch sind wir „Berliner“ zahlenmäßig immer die kleinste Delegation beim Länderpokal. Grundsätzlich kann jedes Team mit vier Aktiven (Auswechselmöglichkeit) besetzt werden und für jedes Team kann ein Coach fungieren. Neben der Position des Chef d'Équipe fahren bei anderen Landesverbänden noch andere Funktionsinhaber mit zur Veranstaltung, deren Kosten vollständig übernommen werden, sodass deren Teams häufig 35 – 40 Personen stark sind und entsprechend lautstark auftreten. Wir sind dieses Jahr (wieder einmal) mit Minimalbesetzung gereist und mit 17 Personen nur halb so zahlreich wie andere.
Natürlich gibt es immer Dinge, die besser gemacht werden sollten und können. Dafür habe ich, aber sicher auch die anderen Protagonisten, immer ein offenes Ohr. In Zukunft kann der LPVB im Hinblick auf Kommunikation rund um den Länderpokal besser werden. Das ist auch eine Frage personeller Ressourcen. Eine Besetzung des vakanten Postens eines verantwortlichen Menschen für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit steht seit langem aus. Besserung ist in Sicht.
Am Ende sind es nur wenige Aktive, die im Kader unseren Verband vertreten. Das ist richtig, gilt allerdings freilich für alle Auswahlmannschaften in allen Sportarten. Der DFB hat 7.100.000 Mitglieder, der Kader der Nationalmannschaft der Männer ist in der Regel nicht größer als 25. Die Chance für Berlin im Länderpokal spielen zu können ist rein mathematisch angesichts unserer überschaubaren Anzahl an Lizenzinhaber*innen ungleich größer.
Ein letztes Wort des Dankes und der Anerkennung gilt den aktiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern an diesem Wettkampf, die ein extrem anstrengendes und herausforderndes Wochenende auf sich nehmen. Während ich dieses Jahr „schon“ um 02.00 Uhr wieder zu Hause war, kamen vier Spieler aufgrund von Verspätungen der DB erst am Montag um 07.00 Uhr an ihrem Zielort an.
Tom Schmieder-Jappe