Wie einige von Euch sicher schon gemerkt habt, gibt es 2012 das Kastanienturnier nicht mehr. Das 35. Kastanienturnier im vorigen Jahr war das letzte. Wir trauern um ein Berliner Traditionsturnier, das auch immer viele Gäste aus der gesamten Republik zu Besuch hatte. In den letzten Jahren gehörte das Turnier zur Turnierserie des Grand Prix d’ Allemagne, auch dort ist das Kastanienturnier nicht zu ersetzen.
Von dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Macher und Veranstalter für die vielen tollen Turniere mit dem besonderen Ambiente.
Für den LPVB
Martin
Und hier noch ein kleiner Rückblick von Gerd Lennemann, der über die Jahre einer der Organisatoren war.
Alles fing damit an, dass ein paar Stammgäste der Kastanie aus einem Urlaub in der Provence, es muss wohl 1975 gewesen sein, mit einem Plastikkoffer voller Kugeln zurückkamen. Da bot sich der Mittelstreifen gegenüber der Kneipe an, das Spiel mal auszuprobieren. Die Grundregeln waren schnell erklärt und jeder durfte mal ran. Die meisten, die mal mitgespielt hatten, ließ das Spiel nicht mehr los, einige bis heute.
Im Jahr 1977 fand dann das erste kleine Turnier statt: 8 oder 10 Duoblettes fanden sich unter Stammgästen und Freunden zusammen und spielten jeder gegen jeden, dem Sieger winkte eine Flasche Pastis (oder war es Wein?). Im Jahr darauf, anlässlich des 5jährigen Jubiläums der Kastanie, gab es dann das 2. Kastanienturnier, diesmal mit ein paar mehr Teilnehmern. Eine Kleinanzeige im „TIP“, mit der für das Turnier geworben worden war, zeigte, dass es noch mehr Boulespieler in Berlin gab, als die auf dem Mittelstreifen. Es entstanden neue Kontakte, zunächst zum französischen „Club Bouliste de Berlin“ aus Tegel, später durch die Teilnahme der „Kastanienspieler“ an Turnieren in Westdeutschland (um im damaligen Jargon zu bleiben) auch zu Boulesspielern aus dem Bundesgebiet. Anfang der 80er Jahre gründeten dann einige Spieler aus der Kastanie den ersten deutschen Bouleverein in Berlin, die „Boulomanes Berlinoises“.
In den folgenden Jahren nahm die Teilnehmerzahl regelmäßig zu und pendelte sich irgendwann zwischen 70 und 90 Doublettes ein und erreichte im letzten Jahr die Rekordteilnehmerzahl von 114 Doublettes.
In all den Jahren haben die Veranstalter versucht, liebgewonnene Traditionen aus den Anfängen des Boulespieles in Deutschland (lizenzfrei, Sachpreise und ein witziger Pokal statt Geld, der Gewinner lädt den Verlierer mal zum Getränk ein) zu pflegen. Vom Anfänger bis zum Spitzenspieler kamen alle auf ihre Kosten. Neben dem sportlichen Wettbewerb war das Kastanienturnier immer auch ein Fest unter Freunden. Vom Empfang der „Auswärtigen“ am Freitagabend, über den Imbiss und Freigetränke zwischendurch, bis zum opulenten Frühstücksbuffet am Sonntag wurde immer für das leibliche Wohl gesorgt.