Ich glaub‘, mein Schwein fliegt …
Du bist in dieser wildfremden Stadt gelandet, warum auch immer: geschäftlich, auf der Durchreise oder um Verwandte zu besuchen, die hierher gezogen sind… Du bist schon lange nicht mehr in eine fremde Stadt gereist, ohne vorher nachzuschauen, ob und wo dort Boule gespielt wird. Und genau an diese Stelle führt Dich auch in der Regel spätestens Dein zweiter Weg. Und wenn Du es dann klackern und die Leute reden hörst, dann ist Dein Tag gerettet!
Du stellst Dich kurz vor, begrüßt alle, packst Deine Kugeln aus und spielst mit. Nach 10 Minuten weißt Du, wie diese fremden Leute um Dich herum (zumindest mit dem Vornamen, mehr erfährt man in der Regel nicht) heißen, nach spätestens 13 Punkten kennst Du sie alle so gut, als ob Ihr schon vor Wochen das erste Mal miteinander gespielt habt. Das, was hier beschrieben wird, ist zumindest für langjährige Boule-Spieler/innen eine große Normalität. Für alle, die das Spiel gar nicht oder noch nicht so gut kennen, ist ein solches Geschehen annähernd unvorstellbar.
Wie hat das bei Dir alles angefangen, wie hat es sich entwickelt? Kaum ein/e Spieler/in kann nicht innerhalb von zwei Minuten herunterrattern, wann, wo und wie er oder sie dem Boule-Virus verfallen ist. Dicht gefolgt von diesem Ereignis kommen dann auch schon die spektakulärsten Kugeln, die interessantesten Gelände und die beeindruckendsten Menschen, die man in seiner Boule-Karriere erlebt hat. Aber langsam, eines nach dem anderen: wie hat das alles angefangen, wie kann das anfangen?
Das Buch „Der Mann, der das Schwein warf“ von Mathias Reichert erzählt genau so eine Geschichte und geht weit darüber hinaus. Der Protagonist der Story, Christian, bekommt den ärztlichen Rat, mehr Sport zu machen, sich mehr an der frischen Luft zu bewegen. Allein: wie? Mit den kaputten Sehnen und Gelenken nach einem über 40jährigen Sportler-Leben? Christian läuft zufällig an einer Partie Boule vorbei – die ihn zunächst gar nicht interessiert. Er verweilt einen Augenblick zu lange, wird angesprochen und hat kurz darauf die ersten drei Kugeln seines Lebens in der Hand. Eher widerwillig wirft er sie schließlich auch. Auf den mäßigen Erfolg seiner Würfe reagiert er auf Seite 11 mit einem ebenso irritierten wie erbosten „Moment mal?!“ Und dann will er weitere160 Seiten lang wissen, wie es „richtig“ geht und: er bekommt es auch erklärt. Genauso wie die Leser/innen des Buches „Der Mann, der das Schwein warf“.
Mathias Reichert gelingt es auf eine enorm interessante, unterhaltsame und lehrreiche Art und Weise, die Leser und Leserinnen mitzunehmen auf Christians Weg zu einem guten und erfolgreichen Boule-Spieler bzw. Pétanque-Sportler. Ausführlich wird in den einzelnen Kapiteln alles rund um das Spiel, die Regeln, das Legen, das Schießen, die Taktik… Und insbesondere das Verhalten auf dem Platz, also der Umgang miteinander, wird beschrieben und erklärt. Letzteres sowohl im Wettkampf als auch im Kontakt jenseits der Spiele.
Dieses Buch lässt erfahrene Spieler/innen schmunzeln, bietet aber auch an vielen Stellen „Aha“-Erlebnisse, nach dem Motto „wusste ich gar nicht“. Darüber hinaus (und vielleicht auch insbesondere) wendet es sich aber an Menschen, die noch gar nichts mit dem Boule-Spiel oder Pétanque-Sport zu tun hatten. Deren Interesse entweder geweckt werden soll – oder die entlang der Lektüre einen Zugang zum Sportgerät und seiner Anwendung finden sollen, nachdem sie gerade die ersten Kugeln in die Hand gedrückt bekommen hatten..
Es ist beiden Gruppen sehr zu empfehlen. Es kann auch ein schönes (Weihnachts-) Geschenk an diejenigen im Bekanntenkreis der Spieler/innen sein, die regelmäßig fragen: „Was hat das mit Deinem Boulespiel da eigentlich auf sich? Du verbringst so viel Zeit damit!“
Neben der Geschichte und Ausbildung rund um den Neuling Christian finden sich in „Der Mann, der das Schwein warf“ eine Menge liebevoller Illustrationen und ebensolche kurzen oder längeren Gedichte rund um das „Boule-Virus“. Ergänzt wird das Ganze durch QR-Codes, via derer zu interessanten Online-Kontakten zu einzelnen Themen, zu Videos oder zu ähnlichem Material verlinkt wird.
Der Autor dieser Zeilen hier hat in 30 Jahren Boule-Karriere eine Menge Sachbücher zum Thema in der Hand gehabt, sowohl deutschsprachige als auch Werke aus Frankreich, Belgien oder der Schweiz. „Der Mann, der das Schwein warf“ ist ein völlig neuer und spannender Ansatz, Menschen für „unser“ Spiel und „unseren“ Sport zu begeistern. Und so lautet auch der offizielle Untertitel: „Das Begeisterungsbuch zum Boulespielen“. Das ist sehr gelungen, herzlichen Glückwunsch!
Insgesamt 172 Seiten Paperback im handlichen Format, zum Preis von 17,90 Euro kann es im Shop des Deutschen Pétanque-Verbandes (Klick) oder im Shop des BPV NRW (Klick).
Der Artikel von CHRISTOPH RODERIG ist auf der BPV NRW Webseite veröffentlicht worden.